Dorneck Bluegrass Festival Dorneck Bluegrass Festival – Die bunte Vielfalt des Bluegrass
In der Mitte des Musik-Programms wie stets und - in gut-alter Manier aus den Zeiten des Bluegrass-Family-Festivals – vor den jeweils zweiten Sets der vier auftretenden Bands – verkündeten OK-Chef Silvio Bühler dem überraschten Publikum die traurige Nachricht: Das 5. Dorneck Bluegrass Festival im Forstbetrieb Dorneckberg in Gempen war das letzte. Gründe dafür gibt es viele, so das nicht jünger werdende Publikum samt Festival-Crew oder auch die zwar guten, aber trotzdem unter den Erwartungen bleibenden Zuschauerzahlen. An der Qualität und Auswahl der Musiker (dieses Jahr war keine einzige Frau dabei) liegt jedoch gewiss nicht: Wiederum wurde unterhaltsamer und hochstehender Bluegrass in buntester Vielfalt präsentiert.
Nach einem gut besuchten Line-Dance-Abend am Abend vor dem Festival ging es am Samstag, 19. August 2023 am frühen Nachmittag los mit den aus dem Norden Deutschlands weit hergereisten Looping Brothers mit den Altmeistern Ulli Sieker und Matthias Malcher. Wunderbar die Stanley Brothers-Interpretationen, denn auch Neo-Looper Erwin van der Velde ist ein Fan der Stanleys und hat den Gitarrenstil von George Shuffler genau studiert. Ihre traditionelle, bewährte und bodenhaftende Herangehensweise hob sich deutlich ab vom zweiten Act, den aus Genf (wohlgemerkt im ÖV) kommenden Long John Brothers, welche progressiven Alternativ-Bluegrass mit Kaskaden von Mandolinennoten, virtuosem Dobrospiel und rockigem Gesang boten.
Die lange Anfahrt aus München tat der eigenständigen Musik von Johnnny & The Yooahoos keinerlei Abbruch. Sie waren die Entdeckung des Dornecker Festivals 2019, als die vier entspannten Kerle aus Bayern überhaupt zum ersten Mal im Ausland spielten. Ihre Spielweisen sind bluegrassig, aber ansonsten lassen sie sich stilistisch kaum einordnen: Viele Eigenkompositionen, hohe Tempi und satter, wiederum rockige Gesangseinflüsse. Jedenfalls mitreissende Klänge, welche im zweiten Teil auch den Schluss(t)akt setzten.
Elf Stunden im Auto zu sitzen, um in den Hügeln ob Dornach respektive Liestal Musik zu spielen - das gibt es wohl nur in der Bluegrass-Szene. Aus der slowakischen Republik eilten Grass Device herbei, mit Meister Michal Bartok an der Mandoline. Ihr zeitgenössischer Bluegrass war von präzisem dreistimmigem Gesang geprägt, aber auch die Instrumentalisten glänzten auf hohem Niveau.
Das Publikum zeigte sich zufrieden, selbst angesichts der hohen Temperaturen. Gegen Abend bei leichter Abkühlung lief dann auch die Beiz entsprechend, während die Stimmung umgekehrt proportional zu den sommerlichen Graden – sie wurde ansteigend zur Schlussjam heiss.
Den Organisatoren und Helferinnen und Helfer ist für ihren langjährigen, grossen Einsatz zu danken. Die Crew rund um Astrid und Silvio Bühler plant, demnächst statt des Festivals kleinere Konzert in der gleichen Gegend zu veranstalten.